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Nach 300km am Ziel: die Gruppe aus Rheinbach in Verdun (© Stefan Raetz)
Mit dem Rad auf Friedensfahrt von Rheinbach nach Verdun
Gruppe von "Partnerschaft für den Frieden e.V." legt fast 300 km zur Partnergemeinde Douaumont-Vaux zurück
Rheinbach/Dounaumont-Vaux. Tourchef und Mitglied im Verein “Partnerschaft des Friedens Rheinbach/Douaumont-Vaux” Marcus Bierlein startet am Pfingstsamstag mit zwölf Personen pünktlich um acht Uhr, am Städtischen Gymnasium Rheinbach. Wie im vergangenen Jahr gilt es die Tour in drei Etappen zu bewältigen. „Dank großzügiger Spenden können wir die Friedensfahrt erneut für die Jugendlichen anbieten. Danke an alle Spender!“, so der Vorsitzende Stefan Raetz, der auf dem Rad mitfuhr. Gefördert wurde die Fahrt unter anderem von der Stiftung Gedenken und Frieden.
Begleitet werden die Jugendlichen von vier Erwachsenen auf dem Rad und vier Erwachsenen in zwei Begleitfahrzeugen, darunter die zweite Vorsitzende Stephanie Ewald, die auch die Jugendlichen auf die Fahrt vorbereitet hatte. Die Schülerinnen und Schüler investieren dafür gerne ihre Pfingstferien. Es galt zwei Etappen mit je 115 km und eine Etappe mit 50 km zu bewältigen.
Der Bürgermeister von Douaumont-Vaux, Armand Falque, sowie der Direktor des Beinhauses in Douaumont, Olivier Gerard, reisten extra nach Rheinbach, um das Péloton, gemeinsam mit Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken, auf den Weg zu schicken. An der zweiten Übernachtungsstelle in Virton (Belgien) gab es dann ein Wiedersehen mit den französischen Freunden. In Vaux wurden die Rheinbacher Radsportler am Pfingstmontag gegen 13 Uhr erwartet und herzlich beim Grillfest begrüßt, bevor es dann in das weltberühmte Beinhaus nach Douaumont ging, indem die Gebeine von mehr als 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten des Ersten Weltkrieges aufgebahrt sind. An der Stelle, an der steht, dass hier Rheinbach und Douaumont-Vaux gemeinsam der Toten gedenken, wurde im Stillen der Gefallenen gedacht. Auf der Kriegsgräberstätte setzten die Jugendlichen sich mit den Biografien der Gefallenen auseinander.
Am Dienstag ging es dann in die Zitadelle von Verdun. In Loren fahren die Besucher in die Zitadelle ein und werden mittels VR-Brillen Teil der Geschichte von drei französischen Soldaten, die sich in der Zitadelle zunächst sicher fühlten. Anschließend besichtigte die Gruppe die Innenstadt von Verdun, wo man an vielen Gebäuden auch heute noch die Narben des Krieges sehen kann.
Mit vielen Eindrücken fuhren die Teilnehmer im Kleinbus wieder zurück nach Rheinbach. „Ich bin sehr froh, dass die Schülerinnen und Schüler nicht nur beim Fahrradfahren, sondern auch bei allen anderen Programmpunkten, so diszipliniert und interessiert waren“, verabschiedete sich der Tourchef Marcus Bierlein von den Mitreisenden.
Vorsitzender Stefan Raetz kündigte schon die Friedensradtour für Pfingsten 2026 an, damit die begonnene Tradition fortgesetzt wird. Mit der zweiten Vorsitzenden Stephanie Ewald wird er bereits Ende Juni wieder in Verdun sein. Diesmal mit 45 Schülern im Reisebus.
Text und Fotos: Stefan Raetz
Ein Land voller Massengräber und kaum jemand, der noch einen Kaddisch sagen kann: Auf den Spuren der Shoah in Lettland

Im September 2024 unternahmen Mitarbeitende der Gedenkstätten sowie Mitglieder des Gedenkstättenvereins und MultiplikatorInnen aus dem Osnabrücker Raum und Berlin vom 26. August bis 1. September 2024 eine Reise nach Litauen und Lettland zu Orten der Shoah im Baltikum. Die Reise erfolgte im Rahmen der Ausstellung "Der Tod ist ständig unter uns. Die Deportationen nach Riga und der Holocaust im deutsch besetzten Lettland", die vom 7. April bis 1. September 2024 in der Gedenkstätte Augustaschacht zu sehen war. Die Autorin war eingeladen worden, an dieser Reise teilzunehmen. Sie stellt uns ihren Bericht für diese Veröffentlichung kostenfrei zur Verfügung.
Am 13. Dezember 1941 wurden 35 Osnabrückerinnen und Osnabrücker gezwungen, in einen Zug zu steigen, der sie in mehrtägiger Fahrt nach Riga in Lettland brachte. Sie selber kannten das Ziel nicht. Ihren Besitz mussten sie zurücklassen. Fünfzig Kilo an Gepäck waren alles, was sie mitnehmen durften, und auch wurde ihnen bei der Ankunft weggenommen, als sie mit Eisenstangen aus dem Zug in die eisige Kälte von minus 30 bis 40 Grad geprügelt wurden. Kleine Kinder und alle, die den weiten Weg in das Ghetto nicht schafften, wurden gleich ermordet. „Keiner von uns hat geglaubt, dass so viel Sadismus möglich war“ – dieser Satz stammt von Ewald Aul, einem der fünf Osnabrücker Überlebenden dieser Deportation, später langjähriger Vorsitzender der Jüdischen Nachkriegsgemeinde in Osnabrück.
Diese Reise war nicht leicht, manche Eindrücke nur schwer zu verkraften Es war eine Reise auf den Spuren von Massenmorden, die auch emotional belastete, und dennoch eine Reise mit vielen wertvollen Begegnungen mit Menschen, die sich dafür engagieren, die Menschen, die diesen Morden zum Opfer fielen, der Vergessenheit zu entreißen, wo das noch möglich ist, und ihnen dadurch ihre Würde zurückzugeben. Unter diesen Ermordeten, für die niemand das Kaddisch, das jüdische Totengebet, sprach, sind 30 Osnabrückerinnen und Osnabrücker. Drei davon, die Geschwister Edith, Carl und Ruth-Hanna Stern, waren noch kleine Kinder.
Am 31. Juli 1941 wurde der Leiter des Reichssicherheitshauptamts, Reinhard Heydrich, von Reichswirtschaftsminister Hermann Göring mit der Vorbereitung der Endlösung der Judenfrage beauftragt, der systematischen Ermordung aller europäischen Juden. Im Oktober 1941 ordnete Hitler die Deportation der jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus dem Reichsgebiet an. Sie wurden in Transporten von je 1.000 Personen in die Ghettos Lodz in Polen, und Minsk in Belarus, Kaunas und Vilnius in Litauen und das lettische Riga gebracht.
In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion wurde der Holocaust über Jahrzehnte verdrängt und tabuisiert. Neue Verbrechen durch das stalinistische Regime überlagerten die Erinnerung an die deutsche Besatzung und die Verfolgung von jüdischen Menschen und anderen Bevölkerungsgruppen. Für die Sowjetunion gab es keine jüdischen Opfer und damit auch keinen Holocaust. Die Ermordeten waren alle Sowjetbürgerinnen und -bürger. Es ging um Heldengedenken, alle Toten galten gleichermaßen als „Opfer des Faschismus“. Die Erinnerung an die massive Beteiligung der einheimischen Bevölkerung an den Morden wird den Litauern und Letten auch heute kaum zugemutet.