Borken (Beitritt 14.10.2018)
Borken (Beitritt 14.10.2018)
Die Stadt Borken trat am Sonntag, dem 14. Oktober 2018, offiziell als 58. Mitgliedsstadt dem Deutschen Riga-Komitee bei.
Die Stadt Borken engagiert sich seit 2016 aktiv im Deutschen Riga-Komitee, da dieses Städtebündnis eine bedeutende Rolle beim Gedenken der Opfer des Nationalsozialismus und bei der Bekämpfung von Antisemitismus spielt. Die Deportation jüdischer Bürgerinnen und Bürger in das Ghetto der lettischen Hauptstadt Riga im Dezember 1941 bildete für das Münsterland und damit auch für unsere Stadt Borken den Auftakt zur systematischen Verschleppung und Ermordung der lokalen jüdischen Gemeinschaften. Am 11. Dezember 1941 wurden aus der Kreisstadt Borken fünf jüdische Frauen und aus BorkenWeseke weitere elf jüdische Menschen in das Sammellager Gertrudenhof und von dort zwei
Tage später nach Riga deportiert. Insgesamt fielen der Shoah 112 Menschen zum Opfer, die in Borken und den heutigen Stadtteilen gelebt hatten. Durch die Zusammenarbeit im Riga-Komitee kann die Stadt Borken dazu beitragen, diese historischen Erinnerungen zu bewahren, Bildungsarbeit zu fördern und das Bewusstsein für die Bedeutung von Toleranz und Vielfalt in unserer Gesellschaft zu stärken. Diese Arbeit ist von entscheidender Bedeutung, um die Gräueltaten der Vergangenheit niemals zu vergessen und eine bessere Zukunft für kommende Generationen zu gestalten. Der Hass gegen Juden muss aufhören – jetzt und überall auf der Welt! Und dafür müssen wir uns alle gemeinsam einsetzen. Antisemitismus darf keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Gleichwohl muss auch eine kritische Bewertung der politischen Lage in Nahost möglich sein. Der Unterschied zwischen Israelkritik und Antisemitismus ist überaus groß. Es ist wichtig, zwischen beiden zu unterscheiden, um sicherzustellen, dass berechtigte Kritik nicht mit antisemitischen Vorurteilen verwechselt wird. Die Erinnerung an die beiden jüdischen Gemeinden, die in unserem Stadtgebiet existiert haben, und an die Opfer des Nationalsozialismus ist uns in Borken außerordentlich wichtig. Das Gedenken ist ein fester Bestandteil unserer Erinnerungskultur, welche nicht nur von städtischen Einrichtungen getragen wird. In unserem Stadtgebiet gibt es verschiedene Erinnerungszeichen: Im Rahmen eines Besuchs von überlebenden jüdischen Emigranten im Jahr 1988 ließ die Stadt Borken an den ehemaligen Standorten der beiden Synagogen Gedenksteine aufstellen, die im Zuge der Novemberpogrome in 1938 zerstört wurden. Auf Initiative jüdischer Familien mit Borkener Wurzeln wurde gemeinsam eine Gedenktafel konzipiert, die in die Mauer des Alten Jüdischen Friedhofs Am Kuhm eingefügt wurde und an die Borkener Shoah-Opfer erinnert. Entstanden aus bürgerschaftlichem Engagement, wurde 2016 zudem in Borken-Weseke ein Gedenkstein errichtet, der an die Verfolgungsopfer aus dem Ortsteil erinnert.
Die Erinnerungskultur ist ein dynamischer und fortlaufender Prozess. So plant die Stadt Borken aktuell eine weitere Gedenkstelle in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz – nämlich an der Stelle, an dem der grausame Abtransport der Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens nach Riga – soweit rekonstruierbar – gestartet ist. In einer Bodenplatte soll das Deportationsgeschehen an seinem lokalen Ausgangspunkt skizziert, die Täter-Instanzen benannt und über das Schicksal der Deportierten informiert werden. Auch das zivilgesellschaftliche Engagement spielt eine besondere Rolle in Borken: Seit 1988 engagiert sich der Arbeitskreis „Jüdische Geschichte“, der nun zusammen mit unserem Stadtarchiv als Geschichtswerkstatt agiert und unter anderem mit der Volkshochschule und unserem Kulturhaus Forum Altes Rathaus Borken die nationalsozialistische Verfolgung auf lokaler Ebene aufarbeitet. Außerdem finden Gedenkveranstaltungen in vielfältiger Weise –auch auf der politischen Ebene – statt. Darüber hinaus haben sich über all die Jahre unsere Schulen immer wieder intensiv der Geschichte der jüdischen Gemeinden gewidmet – und tun
dies auch immer noch. Des Weiteren gibt es noch zahlreiche Verbindungen zwischen der Stadt Borken und den Nachfahren ehemaliger jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürgern, über die wir sehr froh und stolz sind. Um diese Kontakte zu festigen, planen wir – abhängig von den aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten – eine Reise mit Schülerinnen und Schülern nach Israel.
Ansprechpartner
der Stadt Borken für das Riga-Komitee ist
Herr Dr. Norbert Fasse
Leiter des Stadtarchivs Borken
Im Piepershagen 17
46325 Borken
Tel.: +49 (0)2861 / 939 217
Fax: +49 (0)2861 / 939 62 217
E-Mail: norbert.fasse@borken.de