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Flora Oberländer

Flora Oberländer

Flora Oberländer wurde als zweites Kind von Ludwig und Emma Oberländer, geb. Krämer, am 29. August 1900 in Berlin geboren. Sie hatte noch einen älteren Bruder Fritz, der 1944 in Auschwitz ermordet wurde, und einen jüngeren Bruder Heinz, der im August 1942 ebenfalls in Riga ums Leben kam. Der Vater Ludwig Oberländer verstarb bereits in den 1920er Jahren.

Flora Oberländer studierte zwischen Oktober 1925 und März 1928 an der Opernchorschule der Staatlichen akademischen Hochschule für Musik in Berlin. Anschließend arbeitete sie als Sängerin und Musiklehrerin. In den Jahren 1927 und 1928 hatte sie zudem Engagements als Sängerin im Chor der Bayreuther Festspiele.

Flora Oberländer war Jüdin und wurde daher ein Opfer der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik: Nach dem Machtantritt der Nazis wurde sie als „nichtarisches“ Mitglied zunächst in der Reichsmusikkammer registriert. Am 3. September 1935 wurde sie dann aufgrund des Paragraphen 10 der „Ersten Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes“ aus dieser Berufsorganisation ausgeschlossen.

Flora Oberländer war unverheiratet und lebte mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Heinz zusammen. 1934 zog die gerade verwitwete Tante Cäcilie Oberländer ebenfalls zu ihnen in die Holsteinische Straße 20. Ab 1936 lebten alle vier in der Mackensenstraße 5, der heutigen Else-Lasker-Schüler-Straße 5, in Berlin und waren auch zum Zeitpunkt der Volkszählung 1939 hier gemeldet.

Nach dem Berufsverbot musste Flora Oberländer ihren Lebensunterhalt zuletzt als zwangsverpflichtete Arbeiterin bei der Firma AEG, Oberschöneweide, sowie bei der AEG Fernkabel- und Apparatefabrik, Ohmstraße, für einen Wochenlohn in Höhe von 18,-- RM verdienen.

Erst nach der Verhaftung ihrer Großtante Cäcilie wurde Flora Oberländer am 26. Oktober 1942 mit dem Transport Nummer 22 (der 8. und letzte Deportationszug aus Berlin nach Riga) gemeinsam mit weiteren 797 Menschen deportiert. Alle Transportteilnehmer*innen wurden nach der Ankunft am 29. Oktober 1942 in den Wäldern von Riga ermordet.

Der in Berlin zuständige Gerichtsvollzieher verzeichnete in seiner Inventarbewertung vom 9. April 1943: „Nichts hinterlassen.“

2011 wurden in Berlin 4 Stolpersteine für die aus der der damaligen Mackensenstraße 5 deportierten Mitglieder der Familie Oberländer verlegt.